Dutzende Stolpersteine gepflegt

Vereine, Gruppen, einzelne Personen – Menschen aus ganz verschiedenen Zusammenhängen putzten am Samstag, 12. Juli, Stolpersteine in Ludwigsburg. Einige Dutzend dieser Erinnerungstafeln in den Gehwegen wurden so gereinigt – VIELEN DANK!

Mit etwas Putzmittel, Mühe und Wasser bekommt man Stolpersteine gepflegt. Damit auch das Bewusstsein der Vorübergehenden gepflegt wird: Jeder Mensch hat die gleichen Rechte – die kann er getrost auch selbst verteidigen, aber gegebenen Falls musst du sie auch verteidigen. Einfach, weil du ein Mensch bist und weil der andere dein Nachbar ist.

Wer auf solche Weise Haltung zeigen möchte, kann das natürlich das ganze Jahr über tun. Gerne in Absprache mit der Stolperstein-Initiative Ludwigsburg. Im Idealfall sogar als Putz-Pate oder -Patin – immer mal wieder schauen, ob alles in Ordnung ist, bei besonderen Dingen die Initiative benachrichtigen (zuletzt wurde beispielsweise bei Bauarbeiten ein Stolperstein entfernt und nach entsprechender Intervention wieder zurück an seinen Platz gebracht), bei Bedarf einfach den Stein sauber machen…

NS-Krankenmorde – was wusste die Bevölkerung darüber?

Am 5. Mai, dem Europäischen Aktions- und Protesttag der Menschen mit Behinderung, sprach Prof. Dr. J. Thomas Hörnig unter dem Titel „NS-Krankenmorde – was wusste die Bevölkerung darüber?“ im Veranstaltungsraum „Markt 8“. Die Veranstaltung der Ludwigsburger Stolperstein-Initiative war mit rund 50 Interessierten sehr gut besucht.

Ausgeschlossen aus der „Volksgemeinschaft“

Hörnig führte sein Publikum mit profundem Wissen, anschaulich und engagiert durch das komplexe und erschütternde Thema: In den Jahren 1940 und 1941 wurden im Deutschen Reich mehr als 70.000 Menschen aus Heil- und Pflegeanstalten in sechs Tötungseinrichtungen ermordet. Die mörderische Radikalität der NS-Diktatur knüpfte an vielem an, was zuvor „rassen- und sozialhygienisch“ gedacht worden war, teilweise auch in der Inneren Mission. 

Dabei ging es um Fragen nach dem Bild und dem Wert von Menschen in Medizin, Psychiatrie, Sozialpolitik und Theologie, die als „unerwünscht“ eingestuft wurden. Die Grausamkeit des Systems überstieg alle bekannten Vorstellungen. In makabrer Weise rechnete Adolf Hitler vor, dass bei einer jährlichen Geburtenrate von einer Million Kindern im Gegenzug der Mord an 800.000 „unerwünschten“ Menschen ein Gewinn, ja eine Erlösung wäre. 

Das Mordprogramm war bekannt

Auch wenn die massenhaften staatlich angeordneten Morde an Menschen mit Behinderungen oder gesundheitlichen Einschränkungen teilweise vertuscht werden sollten, wussten nicht nur Beschäftigte in Kliniken und die Familien der Betroffenen Bescheid – wer es wissen wollte, konnte diese Morde wahrnehmen. Hörnig beschrieb auch die teils überaus zögerlichen Reaktionen von Vertretern der Kirchen und die Komplizenschaft von Ärztinnen und Ärzten.

Für die Ludwigsburger Stolperstein-Initiative betonte Jochen Faber, wie bedrückend die Informationen über das Geschehen speziell vor dem Hintergrund seien, dass prominente Politiker der AfD aktuell beispielsweise die Aussonderung von Kindern mit Behinderungen aus Schulklassen fordern.

Ludwigsburger Stolperstein-Termine 2025

Montag, 13. Januar
Montag, 3. Februar
Montag, 3. März
Montag, 7. April
Montag, 12. Mai
Montag, 2. Juni

Montag, 7. Juli
Montag, 8. September
Montag, 6. Oktober
Montag, 3, November
Montag, 1. Dezember

Alle Treffen beginnen um 19:30 Uhr im Besprechungsraum von INFO & IDEE, Schillerstraße 13/2, 71638 Ludwigsburg.