Stolpersteine für Opfer von Krankenmorden

Am Montag, 19. Mai 2014 wurden drei Stolpersteine in Ludwigsburg verlegt – gemeinsam war den Menschen, an die dadurch erinnert wird, dass sie ermordet wurden, weil ihre Gesundheit nicht dem Wahn der Nazis entsprach. Vom Kind bis zum Erwachsenen Mann reichte das Spektrum; Familienangehörige und viele Interessierte nahmen an den drei Veranstaltungen teil.
Bei strahlendem Wetter nahmen trotz der frühen Termine an einem Arbeitstag viele Interessierte an den Verlegungen teil. Rund 60 Menschen fanden sich beispielsweise in der Wernerstraße ein, um den umfassend recherchierten Informationen von Andreas Nothardt und verschiedener Menschen, die sich an das fröhliche Kind Anita Henk erinnerten, zuzuhören. Auch der später geborene Bruder der Ermordeten sprach zu den Anwesenden und berichtete, dass die Stolperstein-Recherchen in der Familie viel in Bewegung gebracht hatten. Mit nicht einmal fünf Jahren wurde Anita in der „Pflegeanstalt“ Kaufleuten gezielt getötet, weil sie als behindert eingestuft worden war.

Um sich bei der Ludwigsburger Filmakademie zu bewerben, hat Manuel Rees den folgenden Film rund um die Verlegung des Stolpersteins für Anita Henk gedreht:

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https://youtu.be/y8mwZMLMSZs

 

Ebenso sorgfältig aufbereitete Informationen konnte Christian Rehmenklau über Ruth Dietrich vortragen, die als Kind in der Kammererstraße gelebt hatte – ein Paradies für Kinder mit vielen abenteuerlichen und grünen Plätzen, wie ihr Bruder Rolf berichtete (er ist der Junge, an dessen Hand Ruth auf dem Bild zu sehen ist). Mit bewegenden Worten berichtete eine Nichte von Ruth Dieterich, dass die ermordete Tante stets ihren Platz in der Familie hatte und haben werde. Ruth war mit neun Jahren in Grafeneck getötet worden, nachdem sie nach einem Haushaltsunfall in ihrer Gesundheit vermutlich dauerhaft beeinträchtigt war.

Christian Rehmenklau hatte auch die traurige Geschichte von Karl Essig recherchiert, für den der Kölner Künstler Gunter Demnig nun einen Stolperstein in der Friedrichstraße 35 verlegte. Anders als bei den beiden Mädchen konnten hier keine Angehörigen oder andere Zeitzeuginnen gefunden werden, so dass ausschließlich aus den Akten das Leben des mit 53 Jahren ermordeten Notariatsassistenten nachvollzogen werden konnte. Seine seelische Erkrankung bestimmte viele Jahre seines Lebens, 1940 töteten Nazi-Mediziner ihn in Schloss Sonnenstein, einer ursprünglich als Heilanstalt gedachten Einrichtung in der Nähe von Dresden. Alle drei Stolperstein-Verlegungen wurden musikalisch gestaltet von einem Ensemble aus vier Lehrkräften der Ludwigsburger Musikschule, die ein von Christoph Pelgen für diesen Anlass komponiertes Werk mit Flöte, Geige, Gitarre und Handtrommel aufführten.